+++ Du schaffst das schon" - Die versteckte Gefahr eines scheinbar ermutigenden Satzes +++
Ich sitze hier, völlig überarbeitet, mit Augen, die vom ständigen Bildschirmstarren brennen, und einem Geist, der unter der Last unzähliger Aufgaben und Erwartungen fast zusammenbricht. Die Welt um mich herum scheint sich immer schneller zu drehen, und ich kann kaum noch Schritt halten. Doch wenn ich versuche, meine Grenzen zu ziehen, mich zu wehren gegen die ständigen Forderungen und Anforderungen, dann höre ich es: "Du schaffst das schon."
Dieser Satz, der auf den ersten Blick wie eine ermutigende Aussage wirkt, hat sich in meinem Leben zu einem regelrechten Albtraum entwickelt. Er wird von Menschen verwendet, die offensichtlich nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, dass ich am Ende meiner Kräfte bin. Sie sehen nicht die Tränen der Verzweiflung, die ich in der Stille meiner vier Wände vergieße, sie hören nicht das Knarzen meiner überlasteten Seele.
"Du schaffst das schon" ist mehr als nur ein Satz. Es ist eine Verpflichtung, eine Erwartung, ein Befehl. Es ist die Aufforderung, noch ein bisschen mehr zu tun, noch ein bisschen länger durchzuhalten, noch ein bisschen mehr zu opfern. Es ist die Stimme, die mir sagt, dass meine Grenzen nicht gültig sind, dass meine Bedürfnisse nicht wichtig sind, dass meine Gesundheit nicht zählt.
Aber ich sage Ihnen, ich schaffe es nicht mehr. Ich schaffe es nicht mehr, mich zu teilen, zu strecken, zu verbiegen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Ich schaffe es nicht mehr, meine Träume, meine Wünsche, meine Bedürfnisse aufzuschieben, um anderen zu gefallen. Ich schaffe es nicht mehr, mich selbst zu vergessen, um anderen zu erinnern.
Also sage ich Ihnen, lassen Sie uns diesen Satz umdrehen. Lassen Sie uns sagen: "Ich schaffe es nicht mehr." Lassen Sie uns sagen: "Ich brauche Hilfe." Lassen Sie uns sagen: "Ich brauche Zeit." Lassen Sie uns sagen: "Ich brauche mich selbst."
Denn wenn wir nicht lernen, unsere eigenen Grenzen zu respektieren, unsere eigenen Bedürfnisse zu hören, unsere eigenen Träume zu verfolgen, dann werden wir niemals lernen, dass "du schaffst das schon" nicht immer die richtige Antwort ist. Manchmal ist es okay, Nein zu sagen. Manchmal ist es okay, Hilfe zu suchen. Manchmal ist es okay, sich selbst zu lieben.