+++ Die Kunst, einfach mal nichts zu tun (und sich dabei nicht schuldig zu fühlen) +++

Neulich habe ich etwas Revolutionäres getan: Ich habe nichts gemacht. Also wirklich gar nichts. Kein Wäschewaschen, kein E-Mail-Beantworten, kein „Ich koche jetzt aber wenigstens was Gesundes“-Programm. Stattdessen lag ich auf dem Sofa, bestellte eine Pizza und starrte an die Decke. Und während der Pizzabote noch unterwegs war, kroch sie schon heran – die Schuld.

 

Denn irgendwie scheint es in unserer Gesellschaft ein ungeschriebenes Gesetz zu geben: Wer nichts tut, ist verdächtig. Wer nicht sofort auf WhatsApp antwortet, hat entweder etwas zu verbergen oder ist mindestens ein schlechter Freund. Wer lieber Pizza bestellt als selbst zu kochen, hat sein Leben sowieso nicht im Griff. Und wer am Wochenende einfach mal nur rumliegt, statt produktiv zu sein („Du könntest doch wenigstens den Keller ausmisten!“), der muss sich spätestens am Montag rechtfertigen.

 

Ich frage mich: Wann ist das eigentlich passiert? Wann wurde aus „Ich gönn mir mal eine Pause“ ein Grund für ein schlechtes Gewissen? Früher galt Faulheit als Todsünde – heute ist sie fast schon ein Kapitalverbrechen. Das Umfeld erwartet ständige Erreichbarkeit und sofortige Reaktionen. Die To-Do-Liste wächst schneller als der Hefeteig für die selbstgebackene Pizza (die ich natürlich NICHT gebacken habe). Und wehe, man nimmt sich einfach mal Zeit für sich selbst! Dann ist man gleich egoistisch oder – noch schlimmer – unambitioniert.

 

Dabei gibt es doch diese Tage, an denen man einfach keine Lust hat zu antworten. An denen das Handy klingelt und man denkt: „Nö.“ An denen man sich fragt, ob es wirklich so schlimm ist, wenn die Wäsche einen Tag länger im Korb bleibt und die Spülmaschine eben nicht sofort ausgeräumt wird. Spoiler: Es ist nicht schlimm! Die Welt dreht sich weiter – auch ohne unsere permanente Betriebsamkeit.

 

Vielleicht sollten wir uns öfter erlauben, egoistisch zu sein. Nicht im Sinne von „Mir egal, was mit den anderen ist“, sondern im Sinne von „Ich brauche jetzt mal Zeit für mich“. Denn nur wer ab und zu auf Pause drückt, kann später wieder Play drücken – ohne dass der Akku leer ist.

Wir müssen lernen, uns nicht ständig schuldig zu fühlen, wenn wir einfach mal nichts tun. Im Gegenteil: Ein bisschen gesunder Egoismus tut gut! Also lasst uns öfter mal faul sein – mit gutem Gewissen und einer extra Portion Käse auf der Pizza. Die Wäsche läuft nicht weg (leider), aber unser Wohlbefinden vielleicht schon.